Die meisten Elternpaare in meinem Bekanntenkreis planen eine gemeinsame Auszeit mit ihren Neuankömmlingen – um Zeit zu dritt (oder, mit schon älteren Kindern, zu viert, fünft,..) zu haben, sich an das neue Leben mit seinen Höhen, Tiefen und Herausforderungen zu gewöhnen oder, schlichtweg, um zu reisen. So auch wir: Anfang des Jahres, bevor die Corona-Welle zunächst nach Deutschland schwappte und dann recht schnell die Welt flach legte, waren wir zwei Monate als junge Familie zu dritt unterwegs. Zuerst in Südafrika, dann haben wir sogar spontan noch den weiten Weg auf die Philippinen auf uns genommen, unsere damals 11 Monate alte Tochter im Gepäck.

 

Erinnerungen für die Ewigkeit

Unsere Elternzeit werde ich nie vergessen, wir haben in den acht Wochen Erinnerungen für alle Zeiten gesammelt. Es war keineswegs leicht oder entspannt mit Baby an fremden Orten, in wechselnden Unterkünften, mit Supermärkten, in denen es nichts gibt, was wir von zu Hause kennen (Babybrei-Gläser auf der philippinischen Insel Siargao? Fehlanzeige). Ich war von Anfang an skeptisch, die Reise anzutreten, habe selbst am Tag unseres Abflugs nach Kapstadt noch zu Freunden gesagt: „Schauen wir mal, ob ich heute Abend wirklich ins Flugzeug steige oder nicht doch noch alles auf die letzte Sekunde abblase.“ Weil ich es mir kaum zugetraut habe, mein kleines, hilfloses Baby aus seinem gewohnten Leben zu „reißen“, es meinem Freund und mir nicht zugetraut habe, die Zeit als Paar zu bewerkstelligen (wie anscheinend bei vielen Paaren hat auch unsere Beziehung im ersten Babyjahr gewaltig gelitten), weil ich selbst Angst hatte vor den unbekannten Orten, einem Leben fernab der eigenen Routine, die sich mit Antonia, unserer Tochter, so oft im ersten Jahr geändert hatte und vor der ich letztlich dachte, sie endlich gefunden zu haben.

 

Wichtigstes Learning: Urlaub mit (Klein)Kind(ern) ist keine Erholung

Ich bin am Abend des 6. Januars doch ins Flugzeug gestiegen – und was soll ich sagen: Es war vielleicht eine der besten Entscheidungen, die ich je getroffen habe. Im Nachhinein, nach weiteren Reisen mit Baby bzw. Kleinkind, die wir bis dato gemacht haben, habe ich eins auf jeden Fall gelernt: Urlaub, bzw. das Reisen ist als Familie mit Kind(ern) wirklich bei weitem keine Erholung. Aber es entstehen Erinnerungen für alle Zeiten; die wahnsinnig schönen Momente – und von denen gibt es viele, wenn die kleinen Mäuse zum ersten Mal das Meer sehen oder in einem Kanu durch den philippinischen Dschungel schippern – überwiegen und sind das, was auf Dauer im Kopf bleibt!

 

50/50-Aufteilung – in der gemeinsamen Elternzeit endlich möglich

Vom gesamten ersten Babyjahr denke ich an nichts so häufig zurück wie an unsere Reise. Vielleicht ist sie auch deshalb so präsent, weil ich dort selbst auch mal zur Ruhe fand, Kind dem Papa überlassen und mal wieder ein paar Minuten alleine Zeit verbringen konnte. Endlich hatten wir Zeit für eine 50/50-Aufteilung, von der wir zu Hause durch den Beruf meines Freundes meilenweit entfernt sind. Da bleibt die Care-Arbeit eher zu 90% an mir hängen; während ich selbst morgens nach fünf Stunden Schlaf von oben bis unten vollgekleckert in einem Chaos aus Spielzeugen stehe, verabschiedet sich der Mann frisch geduscht und im Anzug bekleidet ins Büro – um dort seinem Leben nachzugehen wie er es immer getan hat. Und ich? Fühle mich zurückgelassen, ausgelaugt, zu wenig belastbar für dreißig weitere Runden Hoppe-Hoppe-Reiter und die nächste Mahlzeit, die garantiert auf dem Boden landet.

Unsere Elternzeit war endlich auch eine Zeit für mich! Und tatsächlich eine Zeit, in der wir uns als Paar wiedergefunden haben. Der Druck war weg, und damit meine ich sowohl den Druck, der als junge Mutter mit der Geburt ihres Kindes plötzlich – oft alleinig – auf ihren Schultern lastet ebenso wie den Druck, der entsteht durch die Arbeit des Partners.

 

Wichtiger als die Frage nach dem „wo“: Zeit haben!

Um Zeit sollte es in der Elternzeit meiner Meinung nach hauptsächlich gehen; ob man sich nun entscheidet, zu Hause zu bleiben und gemeinsam den Alltag bewerkstelligt oder um die Welt reist, ist erst mal zweitrangig, finde ich. Vor allem jetzt, durch Corona, kenne ich viele Paare, die ihre Elternzeit von den Malediven auf Balkonien, oder zumindest an die Ostsee, umverlegt haben, und keiner, wirklich keiner trauert da den Malediven hinterher. Die laufen schon nicht weg, da ergeben sich sicher wieder Gelegenheiten mit besseren Bedingungen für! Entspannter als ein elf-stündiger Flug mit Baby oder Kleinkind (aufn einen anderen Kontinent) ist eine vier-stündige Zugfahrt (an die deutsche Ostsee) allemal! Und umweltfreundlicher sowieso.

 

Von mir für euch: eine Checkliste für die Vorbereitung

Falls eure eigene Elternzeit bevorsteht, habe ich euch meine wichtigsten Learnings für die Vorbereitung zusammengefasst – als Checkliste quasi für eine unbeschwerte Zeit als junge Familie!

 

A wie An- und Abreise:

Für weite Flüge empfehlen sich Nachtflüge, da die kleinen Mäuse dann garantiert mehr schlafen als sie es tagsüber im Flugzeug tun würden; bei Autofahrten würde ich selbst nie längere Fahrten als zwei Stunden am Stück einplanen, es sei denn, die Kids schlafen derweil, dann lässt es sich auf jeden Fall entspannter fahren. Generell gilt: Am besten so reisen, dass so viel Schlafenszeit (Mittagsschlaf!) wie möglich mitgenommen wird. Hilft allen für eine entspannte Reise! Nicht vergessen: Bücher, Rasseln, Spielzeug, Snacks!

 

Mein Credo für die Ankunftszeit in einer neuen Unterkunft war immer: bis 18 Uhr da sein. So bleibt bis zum Nachtschlaf noch genug Zeit, um sich an das neue „Zuhause“ gewöhnen zu können, in Ruhe Abend zu essen und dann entspannt das Einschlafritual zu starten.

 

B wie Babysitter/in:

Sowohl in Südafrika als auch auf den Philippinen hatten wir über die meisten Unterkünfte Kontakte zu (sehr günstigen) lokalen Babysitterinnen, es gab mitunter richtig professionelle „Nanny Services“. Wir hatten da mit Antonia Glück: Sie freut sich meist über fremde Leute, zumindest hatten wir im ersten Jahr kaum Probleme, was ihre Betreuung von „Fremden“ angeht. Mein Freund und ich haben versucht, so oft wie möglich gemeinsam abends essen zu gehen; auf den Philippinen hatten wir dann sogar über den Zeitraum von zwei Wochen eine Babysitterin, die vier Mal pro Woche 2–3 Stunden tagsüber mit Antonia Zeit verbracht hat, während wir die Insel erkundet haben. Auch wenn das vielen vielleicht erstmal schwer fällt: Es tat wahnsinnig gut! Mal nur „Erwachsenensachen“ zu machen, ohne Sorge, dass es zu heiß, zu laut, zu voll, zu gefährlich, etc. für unser Baby ist.

 

E wie Essen:
Für Reisen außerhalb von Deutschland am besten so viel mitnehmen, wie der Platz im Koffer hergibt. Kindermüsli, Schmelzflocken und zuckerfreie Obst-Breigläser sowie Snacks haben wir weder in Südafrika noch auf den Philippinen bekommen, den Stress kann man sich sparen, indem man so viel wie möglich mitnimmt. Gilt auch für Milchpulver, falls benötigt!

 

F wie Fieberzäpfchen:

Ein paar Utensilien sollten auf jeden Fall in die Reiseapotheke:Fieberzäpfchen haben sich bei uns (aufgrund der Zähne bewährt), ansonsten hatte ich noch im Gepäck: Impfpass, Osanit-Kügelchen (gegen Zahnweh), Zinksalbe (gegen wunden Popo).

 

K wie Kreditkarte (und W wie Währung):

Um bei längeren Aufenthalten auf unangenehme Gebühren beim Geldabheben und Bezahlen zu verzichten, lohnt es sich, vorab verschiedenen Kreditkarten und deren Leistungen zu vergleichen, denn da gibt es definitiv welche, die sich mehr für Reisen anbieten als andere! Eure Bank kann euch auch über Währungskurse informieren und hilfreiche Tipps geben, was das Abheben und Bezahlen im Ausland angeht – zum Beispiel ob ihr in der lokalen Währung oder in Euro bezahlen wollt (Tipp von mir, aus Erfahrung: immer in der lokalen Währung, denn sonst fallen Umrechnungsgebühren an).

 

M wie Maxicosi:

Wir hatten für das erste Lebensjahr Adapter, um den Autositz auf den Kinderwagen platzieren zu können. Und das hat sich fast täglich bewährt! Denn so konnte Antonia während einer Autofahrt einschlafen und wir haben sie dann nach Bedarf auf den Kinderwagen umplatziert und sind losgelaufen. Was ansonsten den „Transport“ des Kindes angeht, fand ich beim Wandern eine Trage absolut hilfreich. Ich würde mit allem reisen: Kinderwagen / Buggy, Maxicosi, Trage!

 

N wie Nachricht (an die Bank):

Damit eure Kreditinstitute nicht eure Karten sperren, weil sie davon ausgehen, dass es sich um Betrug handelt, wenn ihr plötzlich auf Hawaii umgerechnet 500 Euro abheben wollt, solltet ihr unbedingt eurer Bank Bescheid geben, dass ihr auf Reisen geht! Gilt natürlich nur fürs Ausland, erweist sich aber als absolut empfehlenswert. Sowohl meine Giro- als auch meine Kreditkarte wurden gesperrt; die Bank meint es natürlich nur gut – aber steh erst mal am anderen Ende der Welt und hab keinen Zugang zu Geld. Kann man sich durch eine einfache Nachricht sparen!

 

 

P wie Packen:

Ein Spruch, den mein Freund mehrmals in mich eingetrichtert hat, während ich, den Tränen nahe, versucht habe, eine perfekte Packliste zu schreiben: „Mach dir nicht so einen Kopf; man kann alles kaufen“, und oft stimmt das auch. Selbst wenn es nicht GENAU die Baby-Wattepads sind, die es bei Rossmann & Co. gibt, oder andere Babynahrung als die, die man von zu Hause kennt: Es gibt irgendwas. Keiner wird verhungern, keiner wird am Ende ohne Hose rausgehen müssen, weil auch Klamotten, Sonnencreme und Duschgel gibt es wohl an den meisten Orten in der Welt zu kaufen.

 

R wie Reiserücktrittsversicherung:

Gerade jetzt, in Coronazeiten, sollte eine Reiserücktrittsvrsicherung ein absolutes Muss sein, um nicht auf Tausenden von Euros sitzen zu bleiben, falls etwas dazwischen kommt. Und auch wenn Corona nicht gerade die Welt lahm legt: Niemand durchkreuzt Pläne mehr als Babies – da kann immer was dazwischen kommen. Auf der sichersten Seite steht ihr auf jeden Fall mit einer soliden Versicherung!

 

S wie Schlafen:

Nach Möglichkeit haben wir Unterkünfte gebucht, in denen es zwei Schlafzimmer oder zumindest eine Schlafcouch im Wohnzimmer gibt. So konnte Elternteil A immer durchschlafen, während Teil B nachts Milch usw. gegeben hat. Morgens wurde dann getauscht: B durfte um 6 Uhr nochmal ein, zwei Stündchen schlafen, während A sich dem Baby widmet. A und B tauschen jede Nacht ihre Rolle – so sind beide Elternteile genau gleich beteiligt.

 

T wie Tagebuch:

Geht einher mit K wie Kamera oder F wie Fotos; Reiseerinnerungen unbedingt festhalten!! Ich habe vom gesamten ersten Lebensjahr mit Antonia ein Fotobuch gestaltet und Briefe von mir an sie mit gedruckt. Die Elternzeit ist im Nachhinein schnell vorbei; was bleibt, sind die Erinnerungen! Und da auch die Bekannterweise mit den Jahren verblassen, unbedingt, unbedingt so viel wie möglich festhalten!

 

Einen letzten Tipp, den ich euch gerne mitgeben möchte, ist: Bitte nicht so viele Gedanken machen. Es kommt alles, wie es kommt. Ich fand, dass es mit jedem Tag unserer Reise einfacher wurde, man gewöhnt sich schnell an das „Nomadenleben“, und mir hat es im Nachhinein überraschenderweise den größten Spaß gemacht, einfach ins Auto zu steigen und an einen neuen Ort zu fahren.

 

Gute Reise wünsche ich euch!

Liebst,
Lea Lou